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6. Die Teilnahme Christoph Bernhards von Galen an dem gegen die Franzosen 1674 und gegen die Schweden 1675 erklärten Reichskriege.

Die bedrohlichen, von uns nicht erwähnten Erfolge Ludwigs XIV. an der Westgrenze unseres Vaterlandes, insbesondere die Gewalttätigkeiten der Franzosen im deutschen Elsaß während der ersten Jahre des zweiten Raubkrieges hatten endlich in dem Kaiser Leopold und den einzelnen deutschen Landesfürsten das Nationalbewusstsein geweckt, so daß sie sich ermannten und auf dem Reichstage zu Regensburg (28.05.1674) an Frankreich den Reichskrieg erklärten. Einmütig stellten sich katholische und evangelische Reichsstände unter des Reiches Banner (1674). Und Christoph Bernhard von Galen erkannte seine Pflicht als Reichsfürst und schloß mit Kaiser Leopold eine Vertrag, in dem er versprach, allzeit in Treue und Gehorsam gegen Kaiser und Reich zu verharren und 10 000 Mann gegen die Franzosen zu stellen. Der Kaiser sicherte ihm 30 000 Rthl. Undauf weitere 5 Monate 10 000 Rtlr. Zu. Fortan fochten die bischöflichen Truppen, unter deren Offizieren wir mehrere Vertreter emsländischer Geschlechter finden, wie von Schade, von Schwencke, von Scheffert, von Monnich, (cfr. Emsländische Burgenfahrt) an Rhein, Mosel und Saar Seite an Seite mit den Kaiserlichen und anderen deutschen Stämmen unter dem Befehl des Großen Kurfürsten von Brandenburg gegen den Erbfeind. Rühmlich focht die münstersche Artillerie, auch das Fußvolk wird gelobt, besonders das Regiment von Wedel, das sich in Meppen 1672/73 im Quartier so übel aufgeführt hatte, aber die Reiterei zeigte vielfach Mangel an Zucht und Mut, so dass sie sich eine abfällige Beurteilung von Freund und Feind zuzog.
Feldaltar Chr. B. von Galen in der Kirche in Rhede. (Feldprediger Werner Schölling wurde Pfarrer in Rhede.)
Eine neue Wendung nahm die Kriegslage durch dein Einbruch der Schweden in die Mark Brandenburg, den Ludwig XIV. veranlasst hatte, um den Großen Kurfürsten vom Rhein fortzulocken. Bekanntlich eilte der Große Kurfürst in sein Land, wo er die Schweden bei Fehrbellin 1675 entscheiden schlug und an die Ostsee zurückjagte. Auch diesmal regte sich das deutsche Volksbewusstsein, waren doch die seit Gustav Adolf sieggewohnten Schweden zum ersten Male aus dem Felde geschlagen worden. Eine zweite Reichskriegserklärung erfolgte (17.07.1675), und die dem damals schwedischen Herzogtum Bremen-Verden benachbarten Fürsten, der Bischof von Münster und die Herzöge Braunschweig und Lüneburg wurden zu Vollstreckern der Reichsacht gemacht. Trotz seiner 70 Jahre vertauschte Christoph Bernhard v. Galen sein Messgewand mit dem Panzer - er soll im Felde über dem Rock ein sog. Kettenhemd getragen haben - und zog im Namen des Reiches noch im September 1675 gegen den schwedischen Reichsfeind. Über Haselünne, das mit starken Einquartierungen sehr beschwert wurde, fiel der Bischof ins damalige schwedische Amt Wildeshausen ein und marschierte weiter zur Weser. Er schloß mit dem Großen Kurfürsten von Brandenburg einen Sondervertrag, und alsbald setzte die Offensive beider Reichsfürsten ein: der Große Kurfürst in Pommern, der Bischof von Münster in Bremen-Verden. In der Stadt Bremen ging die schwere münstersche Artillerie über die Weser, ein brandenburgisches Hilfskorps stieß hinzu, und dann ging's gegen die Stadt Verden, die sich nach ein paar Kanonenschüssen dem "Bombenbischof" ergab. (Sep. 1675) Unaufhaltsam drangen die Münsterschen weiter, so dass der Bischof Anfang Oktober sein Hauptquartier in Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg aufschlagen konnte. Schwieriger erschien die Eroberung der festen Städte wie Buxtehude und Bremervörde, aber die schweren Geschütze taten auch hier ihre Wirkung. Buxtehude war gut befestigt, hatte reichlich Lebensmittel und Munition und eine Besatzung von annähernd 400 Mann. Doch nach 2 Tagen lag der größte Teil der Häuser in Asche, so dass sich der Schwedische Kommandant auf das Drängen der Bürger und der deutschen Söldner, die von der Verhängung der Reichsacht über die Schweden gehört hatten, zur Übergabe gezwungen sah. Dasselbe Schicksal traf die Festung Bremervörde, wo nach dreitägiger schwerer Beschießung der deutsche Teil der Besatzung den Waffendienst verweigerte. Die schwedischen Offiziere und Mannschaften erhielten freien Abzug mit Sack und Pack, mit brennenden Lunten und fliegenden Fahnen, die deutschen traten in das Heer des Siegers ein. (Ende Oktober 1675) Langwieriger gestaltete sich die Belagerung von Karlsburg (jetzt Wesermünde), das die Schweden zur Schädigung des Bremischen Handels an der Unterweser angelegt hatten. Aber noch vor Jahresschluß ergab sich der Erbauer und Befehlshaber, ein französischer Oberst, einem vereinigten münsterschen, dänischen und lüneburgischen Belagerunskorps.
So lag zu Beginn des Jahres 1676 der gesamte schwedische Besitz zwischen Weser und Elbe den Vollstreckern der Reichsacht zu Füßen. Nur eine Festung widerstand noch der Reichsarmee, nämlich Stade a. d. Unterelbe, wo der Sitz der schwedischen Regierung war. Ein kühner Ansturm (Nov. 1675) war ohne Erfolg geblieben, so dass man mit Rücksicht auf den Winter zur Blockade schreiten musste. Leider wurde der bisher so frisch geführte Vorstoß gegen den Reichfeind durch die Uneinigkeit der Verbündeten um die Teilung der Beute gelähmt, do dass man erst im Frühjahr 1676 ernstlich gegen Stade, das von 3000 Mann besetzt gehalten wurde, vorging. Enger und enger schloß sich der Ring der Belagerer um die Stadt, in der sich der Hunger täglich fühlbarer machte, da dass Bürgerschaft und Mannschaft den schwedischen Befehlshaber zur Verhandlung mit den Belagerern zwangen. Sie führte zur Übergabe unter der Bedingung, dass die deutschen Söldner den schwedischen Dienst verließen. So zog am Frühmorgen des 13 August 1676 die Beatzung der deutschen Stadt Stade - es waren noch 800 Schweden und 1400 Deutsche. Der letzte Stützpunkt einer fremden Herrschaft auf deutschem Reichsboden zwischen Elbe und Weser war in deutsche Hände gefallen, und die Sieger konnten sich jetzt in dem eroberten Lande einrichten. Das tat ein jeder nach seinem besonderen Ziele, das er neben dem Vollzuge der Reisachsacht für sich zu erreichen hoffte. So hielt z.B. der Herzog von Lüneburg die Festung Stade allein besetzt, um den einträglichen Stader Elbzoll zu erheben, den bisher die Schweden gehabt hatten (seit 1648). Was unseren Landesherrn betrifft, so wollte Christoph Bernhard in erster Linie den früheren Besitzstand des Bistums Münster an seiner Ostgrenze wiederherstellen. Wie im Westen die Herrschaft Borkelo, so war hier im Osten das an das Amt Vechta angrenzende Amt Wildeshausen seinem Vorgänger verlorengegangen. Die Schweden hatten es im 30j. Kriege besetzt (1634) und im Friedensschluß (1648) behalten. In der Stadt Wildeshausen erhob sich über dem Grabe des hl. Märtyrers Alexander, dessen Leichnam im Jahre 851 aus Rom als Geschenk des Papstes in feierlichem Zuge ins Kloster dorthin gebracht war, die herrliche Alexander-Basilika, ein uraltes Denkmal katholischen Glaubens im Norden Deutschlands. Kein Wunder, dass Christoph Bernhard die vor den Schweden geflohenen Kanoniker des Alexanderstiftes wieder zurückführte und das Amt mit Münster wieder vereinigte. Überhaupt trug er Sorge, dass die kirchlichen Bestimmungen des Westfälischen Friedens, die von den Schweden in dem ihnen 1648 zugefallenen Herzogtum Bremen-Verden mitachtet würden. Wo nach katholischer Gottesdienst gehalten wurde, war er von den Schweden unterdrückt worden. Nach dem Sturze der Fremdherrschaft richtete der Bischof sein ganzes Augenmerk darauf, die freie Ausübung der katholischen Religion zu sichern. Er hielt sich längere Zeit (August bis November 1677) im besetzten Gebiete auf und stellte z. B. fest, dass in dem sogenannten Normaljahr 1624, das als Grundlage für die Verteilung der Konfessionen gelten sollte, noch drei rein katholische Klöster vorhanden gewesen waren, in denen die Insassen ihren Glauben und die Klosterzucht bewahrt hatten. Trotzdem hatte die schwedische Regierung die 3 Klöster in Harsefeld, Stade und Buxtehude aufgehoben bezw. Auf den Aussterbeetat gesetzt. Am Dom zu Verden waren 1624 fünfzehn Domherren gewesen, von denen 1677 noch 4 lebten, darunter 2 katholische. Am Dom zu Bremen waren 25 Domherren gewesen. Von ihnen waren noch 6 am Leben, darunter 2 Katholiken. Auf Grund dieser Feststellungen bestimmte der Bischof, dass die 4 katholischen Mitglieder wieder in ihre Würden einzusetzen seien und ihnen ihre Einkünfte wieder zufließen sollten. Vor allem suchte Christoph Bernhard auf der im Oktober 1677 zu Nymwegen eröffneten Friedenstagung zu erreichen, dass die freie Ausübung des katholischen Gottesdienstes für Bremen und Verden in Zukunft gesetzlich festgelegt wurde.
Doch es sollte anders kommen. Es ging dem Fürstbischof von Münster und seinen Verbündeten diesseits der Elbegenau so, wie ihrem Waffengenossen, dem Großen Kurfürsten von Brandenburg, jenseits der Elbe. Es war dem französischen König Ludwig XIV. im Laufe dieses Reichskrieges - dieses französischen Raubkrieges 1672 bis 78 - gelungen, Zwietracht zu säen zwischen die deutschen Fürsten, so dass er auf der oben erwähnten Friedenstagung zu Nymwegen 1678 das Spiel beherrschte und das erreichte, was deutsche Zwietracht seit Jahrhunderten zuwege gebracht hat: der Große Kurfürst musste das eroberte Pommern mit der Wichtigen Hansestadt Stettin an die besiegten Schweden zurückgeben, und Braunschweig-Lüneburg sowie Münster mussten dem militärisch Besiegten zurückerstatten! So besiegte die sattsam bekannte deutsche Zwietracht die siegreichen deutschen Waffen, und noch fast ein halbes Jahrhundert lang war der Schwede imstande, den deutschen Handel auf Weser, Elbe und Oder lahm zu legen.
Der Bischof von Münster erlebte diese Schmach nicht mehr. Ein gütiges Geschick nahm ihn bereits im September 1678 zu Ahaus im Münsterlande hinweg und schloß sein arbeitsreiches Leben. Der Große Kurfürst aber sprach voll Erbitterung die denkwürdigen Worte des römischen Dichters Vergil: "Exoriare aliquis nostris ex offibus ultor", "Aus meinem Staube soll dereinst ein Rächer erstehen."

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Zwei Kraftgestallten unter den deutschen Fürsten des 17. Jahrhunderts haben vor uns gestanden: riedrich Wilhelm von Hohenzollern und Christoph Bernhard von Galen. Beide haben dem Auslande gezeigt, dass sie nicht gewillt waren, mit verschränkten Armen zuzuschauen, wie der Ausländer sich auf deutschem Boden umhertollte. Sie haben den Fremdlingen die Wege gewiesen. Freilich, ein zeitgenössischer holländischer Geschichtsschreiber, Valkenier, höhnte über das Auftreten des Bischofs von Münster und meinte in seinem Urteil über den 1. holländischen Krieg,, seine Landsleute hätten sich von einer Maus beißen lassen. Nun, wir wissen, ins Mauseloch ist "Bernhard v. Gaolen" vor diesen ständigen Grenzverächtern nicht gekrochen, sondern er ist ihnen in berechtigter Notwehr entgegengetreten, und wenn ihm auch in seinen beiden Abwehrkriegen der Erfolg versagt blieb und gerade unser Emsland unter den Folgen der verlorenen Feldzüge unsäglich gelitten hat, vergeben ist seine Abwehrtätigkeit doch nicht gewesen. Seitdem haben die Holländer, die den Wert des Moosres damals schon kannten und auf dem besten Wege waren, sich das ganze Burtanger Moor anzueignen - die Grenzlinie besser geachtet und bei eingetretenen Zwischenfällen auf geordnetem Wege mit der münsterschen Regierung verhandelt. Die zahlreichen Grenzverhandlungen und Grenzvergleiche der späteren Jahre zeigen den guten Willen der beiden Regierungen, auch der holländischen, auf nachbarliche Verständigung, so dass die linksemsischen Dörfer in ungeschmälertem Besitze ihrer weiten Moorflächen geblieben sind und ein Jahrhundert später ein anderer Münsterscher Fürstbischof, Maximilian Franz, 1788 die bekannten 8 Moorkolonien anlegen konnte, von denen aus die Urbarmachung jener als wertvoll erkannten Gebiete erfolgt ist. Für uns Emsländer ist somit Christoph Bernhard von Galen der Schützer und Erhalter des deutschen Anteiles des Burtanger Moores gewesen, und kein besseres Urteil über die viel umstrittene Persönlichkeit unseres früheren Landesherrn können wir abschließend unseren Lesern mitgeben als die Worte des in dieser Abhandlung mehrfach erwähnten Großen Kurfürsten von Brandenburg, der nach einer Zusammenkunft mit Christoph Bernhard erklärte, er bedauere sehr, dass er nicht eher Gelegenheit gehabt habe, einen recht deutschen und für das gemeine Beste überaus nützlichen Fürsten kennen zulernen.